Jennifer Lopez, Taylor Swift, Eminem: Wahl-Aufrufe von Prominenten erreichen oft Millionen Menschen und sorgen für Schlagzeilen – aber wie effektiv sind sie tatsächlich?Nur wenige Minuten nach der TV-Debatte schien die Wahl entschieden. Vizepräsidentin Kamala Harris erhielt Unterstützung von Taylor Swift. “Ich halte sie für eine besonnene, begabte Führungspersönlichkeit”, schrieb Swift in einem Instagram-Post. Sie glaube, “dass wir in diesem Land viel mehr erreichen können, wenn wir uns von Ruhe und nicht von Chaos leiten lassen”. 284 Millionen Menschen folgen Swift auf Instagram, nur 244 Millionen hatten bei der Präsidentschaftswahl das Recht, ihre Stimme abzugeben. Auf Swift folgten, unter unzähligen anderen, Eminem, Oprah Winfrey, Barbra Streisand, Jamie Lee Curtis, Megan Thee Stallion und Billie Eilish. George Clooney sprach sich in Interviews und in seinen sozialen Medien für Vizepräsidentin Kamala Harris aus und sorgte mit der Aussage, Joe Biden solle den Weg für sie freimachen, für Kontroversen.Gereicht hat all das nicht. In den meisten Swing States holte Donald Trump die Mehrheit. Auch Trump hatte Follower-starke Unterstützung. Elon Musk, Kid Rock und Hulk Hogan. Welchen Effekt also haben diese sogenannten “Endorsements”?Taylor Swift StyleProminente können Wahlen beeinflussen – aber nicht ihren AusgangDas zu messen, ist schwer. Zumindest vor einigen Monaten schien Taylor Swift eigenhändig Millionen mobilisieren zu können. Am “National Voter Registration Day” im September 2023 postete sie auf Instagram einen Aufruf zur Registrierung – und die Wirkung war enorm. Der Instagram-Beitrag erhielt über 8,5 Millionen Likes und sorgte für Diskussionen unter den Followern. Laut der Wahlplattform “vote.gov” stieg die Zahl der Website-Besucher um fast 1.000 Prozent an diesem Tag. Ob die neu registrierten Wählerinnen und Wähler auch ihre Stimme abgegeben haben, ist natürlich nicht nachzuvollziehen. Auch in der Wissenschaft ist die Frage umstritten, ob Schauspieler und Popstars Wahlen beeinflussen können. Studien belegen, dass die negativen Emotionen von Wut und Angst gegenüber Hillary Clinton erheblich sanken, wenn Prominente sich für sie aussprachen. Untersuchungen aus Europa konnten bisher fast gar keinen Einfluss von Prominenten auf das Wählerverhalten feststellen. Oprah schenkte Obama wohl eine Million StimmenIn den USA könnte das anders sein. Wellen machte eine Studie von 2013. Den Forschenden der Northwestern University zufolge soll Oprah Winfreys Unterstützung allein zu etwa einer Million zusätzlicher Stimmen für Barack Obama geführt haben. Winfrey war im Wahlkampf immer wieder an Obamas Seite aufgetaucht. Das habe zwar nicht dazu geführt, dass Obama sympathischer oder positiver wahrgenommen wurde. Aber: Seine Chancen wurden danach deutlich besser eingeschätzt, das habe nicht nur Stimmen, sondern auch Wahlspenden gebracht und die allgemeine Wahlbeteiligung erhöht.Putin Trump 12:07Ob der “Oprah-Faktor” übertragbar ist, ist unklar. Forschende der Harvard University kommen zu dem Schluss, dass Prominente wie Swift und Clooney die Aufmerksamkeit und das politische Bewusstsein steigern. “Prominente sind eine unvergleichliche Kraft in der amerikanischen Kultur”, schreiben sie. “Die bestimmt, was wir kaufen, was wir tragen und worüber wir sprechen.” Besonders junge Wähler, die wenig Erfahrung mit Wahlen haben, lassen sich von Prominenten zu Registrierung und Teilnahme motivieren – aber: Wer die Stimme am Ende bekommt, entscheiden sie selbst. “Endorsements” seien dann besonders wirksam, wenn sie eine spezifische Zielgruppe ansprechen. Nicht Superstars wie Swift haben den größten Effekt, sondern Prominente mit kleineren, stark engagierten Fangruppen.Für eine nachhaltige Wirkung müssen Prominente außerdem langfristig im politischen Diskurs aktiv bleiben. Äußern Prominente sich nur einmal zu politischen Entscheidungen und dann nie wieder, wird ihrem Urteil nicht vertraut. Auch polarisiert die politische Positionierung oft: Die Unterstützung durch kontroverse Persönlichkeiten wie Kanye West oder Kid Rock kann das Publikum spalten.Der Morgen danachDass Millionen Instagram-Follower sich nicht in Wählerstimmen übersetzten, schockte so einige der Stars, die zur Wahl in den USA aufgerufen hatten. Die Rapperin Cardi B, die bei einer Kundgebung für Harris aufgetreten war, teilte ein Instagram-Video von sich, in dem sie die Ergebnisse anschaut, mit der Bildunterschrift: “Ich hasse euch alle sehr”. In einem Instagram-Post schrieb Oscar-Preisträgerin Jamie Lee Curtis, dass dies “eine Rückkehr zu einer restriktiveren, manche befürchten drakonischen Zeit” sei. Ariana Grande, die ebenfalls ihre 376 Millionen Instagram-Fans zur Harris-Wahl aufgerufen hatte, schrieb, dass sie “die Hand eines jeden Menschen hält, der heute die unermessliche Schwere dieses Ergebnisses spürt”. Taylor Swift hat bislang nicht auf das Ergebnis reagiert.
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Publish date : 2024-11-07 17:46:00
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